Zuckerhutglocke

Die Haselauer Zuckerhutglocke

Copyright Foto: Sebastian Schritt / Trier

Im Glockenturm der Heiligdreikönigskirche hängt neben 6 weiteren Glocken auch eine ganz besondere Glocke: Die kleine Stundenglocke der Haselauer Kirche. Wegen ihrer schmalen gotischen langgezogenen "Zuckerhutglockenform" datiert man sie in das 13. Jahrhundert, um 1250, also in die Anfangzeiten unseres Kirchspiels. Vermutlich wurde sie anläßlich des Baues der Heilig-Dreikönigkirche gegossen. Seitdem hat sie oft geläutet, nicht nur zu Gottesdiensten, auch zu den Sturmfluten, zum Totengeläut, vor allem bei großen Pestepidemien wie der im Jahre 1350. Heute weist die uralte Glocke zu jeder halben und vollen Stunde auf die größeren Zusammenhänge hin, in denen unser Leben stattfindet. Es gibt in Deutschland nur noch wenige Zuckerhutglocken. Viele sind im Laufe der Jahrhunderte Kriegswirren zum Opfer gefallen, wurden eingeschmolzen, bekamen Sprünge oder wurden schlicht deshalb ausgewechselt, weil sie "nicht mehr modern" waren. Um so stolzer kann Haselau auf seine einzigartige Glocke sein, die noch täglich geläutet wird.

Der Glockenstuhl der Heiligdreikönigskirche

Copyright Foto: Sebastian Schritt / Trier

Die Glocken der Haselauer Kirche haben ein besonders schönes Geläut. Richtig angeschlagen, können sie sogar Choräle spielen: "Wachet auf, ruft uns die Stimme", oder "Wie schön leuchtet der Morgernstern". Die letzte Glocke wurde nach der großen Sturmflut mit dem Deichbruch 1976 als Gedenkglocke angeschafft.

Was sind Zuckerhutglocken?
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts setzte sich eine neue Glockenform mit einem langgestreckten, kegelstumpfförmigen Glockenkörper durch, die Zuckerhutglocke. In der Glockenherstellung war man vom Wachsausschmelzverfahren zum Mantelabhebeverfahren übergegangen, vermutlich entwickelte sich daraus die neue Glockenform. Beim Mantelabhebeverfahren stellten die Gießer eine dreiteilige Glockenform aus Lehm her, sie bestand aus dem Kern, der falschen Glocke und dem Mantel. Die Gesamtform wurde gebrannt, dann wurde der Mantel abgehoben, die falsche Glocke entfernt und der Mantel auf den Kern gesetzt. So entstand zwischen Mantel und Kern ein Hohlraum, in den hinein beim Guss erhitzte Bronze fließen konnte. Zuckerhutförmige Teilformen eigneten sich für dieses Verfahren am besten. Fast alle Zuckerhutglocken (es handelt sich immer um Bronzeglocken) besitzen eine vertiefte Prime, die eine Terz - mitunter bis zur Quinte - unter dem Schlagton liegt. Eine vertiefte Prime gibt dem Klang eine sehr weiche Färbung.